Eindecken in der Übergangszeit - Tipps
- Paula Poschmann
- 29. Apr.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Mai
Deckst du dein Pferd im Winter auch ein? Dann kennst du bestimmt dieses unsichere Gefühl, wenn sich das Wetter im Frühling plötzlich ändert – und du dich fragst: Braucht mein Pferd jetzt noch eine Decke? Wenn ja, welche? Und wann ist es vielleicht schon zu viel?
Gerade in der Übergangszeit ist das Eindecken für viele Pferdebesitzer eine echte Herausforderung. Die Temperaturen schwanken stark zwischen Tag und Nacht, die Sonne wärmt mittags bereits kräftig, während es am Morgen noch frostig sein kann. Hinzu kommt: Jedes Pferd ist individuell – was für den einen zu warm ist, ist für den anderen gerade richtig.
Rasse, Alter, Haltung, Schur oder Trainingslevel – viele Faktoren beeinflussen, wie viel Schutz ein Pferd tatsächlich braucht. Eine allgemeingültige Faustregel gibt es deshalb nicht. Was dir aber hilft, sind ein paar praktische Tipps und Entscheidungshilfen, die wir dir in diesem Beitrag mitgeben möchten. Denn mit etwas Know-how und dem Blick für dein Pferd findest du auch in der Übergangszeit die passende Eindecklösung.

Tipp: Wenn du neugierig bist, wie andere Pferdebesitzer ihre Pferde aktuell eindecken, schau doch bei Stallone auf Instagram vorbei. In unseren Story-Umfragen bekommst du regelmäßig Einblicke in Form von unserer Decken-Selbsthilfegruppe.
Die Thermoregulation bei eingedeckten oder geschorenen Pferden
Sobald ein Pferd eingedeckt wird, ist die Fähigkeit zur Thermoregulation eingeschränkt. Die Haare können sich nicht mehr richtig aufstellen, die Temperaturreize werden gedämpft, und die Regulation über das Fell funktioniert nicht mehr vollständig. Noch deutlicher wird der Eingriff bei geschorenen Pferden: Hier fehlt das Fell teilweise oder ganz, sodass sie sich weder gegen Kälte noch gegen Nässe selbst schützen können. Auch das Ableiten von Regenwasser über das Haar ist nicht mehr möglich. Geschorene oder dauerhaft eingedeckte Pferde sind daher nicht mehr in der Lage, sich eigenständig an die Witterung anzupassen.
Das bedeutet: Die Decke übernimmt die Aufgabe des Fells – und muss daher möglichst gut zur aktuellen Witterung und zum individuellen Wärmebedarf des Pferdes passen. Ist die Decke zu dick, kann es zur Überhitzung kommen; ist sie zu dünn, besteht die Gefahr der Auskühlung. Besonders kritisch wird es bei stark schwankenden Temperaturen zwischen Tag und Nacht – was gerade in der Übergangszeit häufig der Fall ist. Wird die Decke in solchen Situationen nicht rechtzeitig angepasst, kann das zu unnötigem Stress für den Organismus des Pferdes führen.
Aus diesem Grund liegt es in unserer Verantwortung als Pferdehalter, das Management der Thermoregulation bewusst und sorgfältig zu übernehmen. Das bedeutet nicht nur, die passende Decke zu wählen, sondern auch, diese regelmäßig an wechselnde Bedingungen anzupassen. Nur so kann das Pferd trotz eingeschränkter natürlicher Schutzmechanismen gesund, leistungsfähig und ausgeglichen bleiben.
Der Fellwechsel bei eingedeckten oder geschorenen Pferden
Der Fellwechsel ist ein natürlicher, hormonell gesteuerter Vorgang, der nicht – wie häufig angenommen – von den Außentemperaturen, sondern in erster Linie vom Tageslicht beeinflusst wird. Dieser Mechanismus wird als Photoperiodismus bezeichnet. Wenn die Tage im Spätsommer kürzer werden, beginnt das Winterfell zu wachsen; im Frühling, mit zunehmender Tageslänge, setzt der Wechsel auf Sommerfell ein. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Hormon Melatonin, das in der Zirbeldrüse produziert wird und neben dem Schlaf-Wach-Rhythmus auch die jahreszeitlichen Prozesse wie den Fellwechsel reguliert.
Wie ausgeprägt das Winterfell ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab – insbesondere von Rasse, Haltung und Fütterung. So entwickeln robustere Pferdetypen wie Isländer oder Fjordpferde in der Regel ein deutlich dichteres Haarkleid als wärmeliebendere Rassen wie Andalusier oder Araber.
Wird ein Pferd regelmäßig eingedeckt, kann dies den natürlichen Ablauf des Fellwechsels beeinflussen. Zwar bleibt die hormonelle Steuerung durch das Tageslicht grundsätzlich bestehen, doch durch die konstante Wärmezufuhr suggeriert die Decke dem Körper, dass kein dichteres Haarkleid nötig ist. Im Frühling wiederum kann der Wärmeschutz durch die Decke die Signalwirkung zur Fellabgabe verzögern. Die Folge: Der Fellwechsel läuft oft verlangsamt ab, das Winterfell bleibt länger bestehen oder wird unvollständig abgestoßen.
Noch stärker greift eine Schur in diesen Prozess ein. Geschorene Pferde haben einen Teil oder sogar das gesamte Haarkleid verloren, wodurch wichtige Reize über die Haut – etwa zur Temperaturregulation – nicht mehr vollständig wahrgenommen werden können. Obwohl der Körper hormonell weiterhin weiß, wann Sommerfell gebildet werden soll, kann die Qualität des nachwachsenden Fells beeinträchtigt sein. Insbesondere bei häufiger Schur neigen manche Pferde dazu, ein weniger dichtes oder feineres Sommerfell auszubilden.
Welche Decken eignen sich für die Übergangszeit?
In der Übergangszeit zwischen Winter und Frühling kann das Wetter schnell umschlagen – morgens noch frostig, am Mittag schon sonnig und warm, gefolgt von plötzlichen Regenschauern. Um dein Pferd unter solchen Bedingungen optimal zu schützen, kommt es vor allem auf zwei Dinge an: eine gute Atmungsaktivität und zuverlässigen Regenschutz. Ist eine Decke nicht ausreichend atmungsaktiv, kann sich bei milderen Temperaturen schnell Hitze unter dem Material stauen. Das Risiko für Überhitzung steigt – besonders, wenn dein Pferd aktiv ist oder die Sonne plötzlich herauskommt. Genauso wichtig ist es, dass die Decke wirklich regendicht ist, denn bei nasskaltem Wetter kann ein durchnässtes Pferd unter der Decke schnell frieren und verspannen.
Als bewährte Klassiker für diese anspruchsvolle Zeit gelten ungefütterte Regendecken sowie Thermodecken mit leichter Wattierung – meist zwischen 50 und 100 g. Auch mit Fleece gefütterte Modelle sind eine gute Option: Sie bieten etwas mehr Wärme als reine Regendecken, ohne dabei stark zu isolieren.
Winterdecken:

Winterdecken kommen vor allem an kalten Tagen zum Einsatz und bieten deinem Pferd optimalen Schutz vor Kälte, Wind und Nässe. In unserem Sortiment findest du verschiedene Modelle mit Füllungen zwischen 100 und 300 g – ideal für unterschiedliche Bedürfnisse und Witterungslagen. Besonders geschorene oder empfindliche Pferde profitieren von der isolierenden Wirkung. Auch wenn die Tage bereits milder werden: In der Übergangszeit können die Nächte noch empfindlich kalt sein, sodass eine gut passende Winterdecke auch dann noch sinnvoll sein kann.
Unterdecken:

Statt mehrere verschiedene Outdoordecken mit verschiedenen Füllungen anzuschaffen, kannst du dein Pferd mit einem System aus Outdoordecke und austauschbaren Unterdecken ausstatten. Unterdecken mit unterschiedlicher Füllung lassen sich flexibel kombinieren – je nach Temperatur. Wird es tagsüber wärmer, kannst du die Unterdecke einfach abnehmen und nur die leichte Regendecke auf dem Pferd lassen. Und wenn dein Pferd nachts in der Box steht, kannst du die Unterdecke auch separat als Stalldecke verwenden. So bleibst du flexibel – und dein Pferd optimal geschützt.
Regendecken:

Regendecken sind die ideale Wahl bei unbeständigem Wetter, wie es vor allem in der Übergangszeit häufig vorkommt. Sie bestehen aus wasserdichtem, atmungsaktivem Material und schützen dein Pferd zuverlässig vor Regen und Wind. In der Regel sind Regendecken ungefüttert oder nur leicht gefüttert – perfekt für milde, aber nasse Tage. Durch ihre Leichtigkeit bieten sie hohen Tragekomfort und viel Bewegungsfreiheit – ideal für Pferde, die regelmäßig draußen sind, ohne gleich ins Schwitzen zu geraten.
Walker-Rugs und Ausreitdecken:

Walker-Rugs und Ausreitdecken sind ideal, um geschorene oder besonders empfindliche Pferde beim Warmreiten, Longieren, Ausreiten oder in der Führmaschine zuverlässig zu schützen. Sie halten den empfindlichen Lenden- und Nierenbereich angenehm warm und beugen so Verspannungen im Rücken vor. Besonders in der kühlen Übergangszeit oder an frostigen Tagen sind sie eine sinnvolle Ergänzung zur Trainingsroutine – und das ganz ohne die Bewegungsfreiheit deines Pferdes einzuschränken.
Welche Deckenfüllung eignet sich bei welcher Außentemperatur?
Grobe Richtwerte für ungeschorene Pferde:
Außentemperatur | Deckenfüllung |
6°C bis 10°C | Regendecke ohne Füllung |
1°C bis 5°C | 50g-Füllung |
0°C bis -14°C | 150g-Füllung |
ab -15°C | 200g-Füllung |
Grobe Richtwerte für geschorene Pferde:
Außentemperatur | Deckenfüllung |
11°C bis 15°C | Regendecke ohne Füllung |
6°C bis 10°C | 50g-Füllung |
1°C bis 5°C | 100g-Füllung |
0°C bis -4°C | 200g-Füllung |
ab -5°C | 300g-Füllung |
FAQ - Häufige Fragen rund ums Eindecken in der Übergangszeit
Wann sollte ich mein Pferd in der Übergangszeit eindecken?
Wenn die Temperaturen zwischen Tag und Nacht stark schwanken oder Regen und Wind auftreten, kann eine leichte Regendecke oder eine Thermodecke mit geringer Füllung von 50-100g sinnvoll sein – besonders bei geschorenen oder empfindlichen Pferden.
Welche Rolle spielt das Tageslicht beim Fellwechsel?
Verändert das Eindecken den natürlichen Fellwechsel?
Was muss ich bei geschorenen Pferden im Frühling beachten?
Welche Decken eignen sich besonders für wechselhaftes Wetter?
Wie funktioniert das Eindecken mit Unterdecken?
Comments